Page 2 - Schulblatt Thurgau 06 2013
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Bild: Stefan Maurer

Editorial






Liebe Leserin 
Lieber Leser

W

enn wir dieser Tage in die Schulzimmer blicken, einen Standpunkt der Toleranz gegen̈ber anderen Religionen, 

da einen Adventskranz leuchten sehen, dort aber auch gegen̈ber nicht-religïsen Menschen.
beobachten, wie ein Kind ein Wichtelgeschenk 

versteckt, Weihnachtslieder ḧren und schliesslich am Tag vor Die schulische Auseinandersetzung mit Religion und Kultur wird 
den Ferien an jeder Schulẗr ein fr̈hliches «Scḧni Wienacht» erg̈nzt durch den konfessionellen Religionsunterricht der Lan- 

vernehmen, dann wird schnell klar, dass traditionelle christliche deskirchen und Angebote anderer Religionsgemeinschaften. 
Rituale ganz selbstversẗndlich Platz in der Schule haben. Die Diese betonen im Gegensatz zur Schule den pers̈nlichen Zu- 
Volksschule ist Teil unserer christlich gepr̈gten Kultur und Ge- gang zur Religion. Dieses Nebeneinander ist sinnvoll und richtig. 

sellschaft.
So wie sich Religiosiẗt im Spannungsfeld zwischen privatem 
Glauben und umfassender Offenbarung entfaltet, so bieten sich 

Das ist gut so. Die Ziele der Volksschule, wie sie das Volks- unterschiedliche Zug̈nge dazu an. Indem die ̈ffentliche Schule 
schulgesetz (§ 2) festlegt, sind aber noch weiter gefasst. Die die allgemeine Perspektive ẅhlt, zwingt sie niemanden zur Reli- 

Schulen sind aufgefordert, unsere Kinder und Jugendlichen gion oder gar zu einer bestimmten Religion. Sie m̈chte lediglich 
nach christlichen Grunds̈tzen und demokratischen Werten zu das R̈stzeug mit auf den Weg geben, das es erm̈glicht, «Von 
erziehen. Erziehung und die Vermittlung m̈glichst allgemein und ̈ber Religionen zu lernen».

akzeptierter Werte sind schwierige Aufgaben. Die Volksschule 
stellt sich dieser Herausforderung Tag f̈r Tag, allerdings immer Der Themenfokus dieses Schulblatts gibt Ihnen spannende Ein- 

im Wissen darum, dass sie dieser Aufgabe nur gemeinsam mit blicke in den Umgang mit Religion in der Schule. Die Beitr̈ge 
dem Elternhaus gewachsen ist. Die prominente Nennung christ- ermutigen uns dazu, Religion als etwas Faszinierendes und f̈r 

licher Grunds̈tze weist aber auch darauf hin, dass es wichtig viele Menschen Sinnstiftendes wahrzunehmen. Ich bin ̈ber- 
ist, diese Grunds̈tze zu verstehen. So fordert der g̈ltige − wie zeugt, es lohnt sich, diesem weiten Feld auch in der Schule den 
auch der k̈nftige Lehrplan – Wissen ̈ber Religion und Kom- n̈tigen Platz einzur̈umen.

petenzen im Umgang mit Religion. Wie kann man dies lehren 
und lernen? L̈sst sich Religion wie Mathematik oder Sprachen Sie sind in unterschiedlichen Funktio- 

vermitteln? Nein, Religion hat einen ganz eigenen Charakter. nen an der anspruchsvollen Schul- 
Gelebte Religion ist etwas Pers̈nliches. Glauben ist und bleibt arbeit beteiligt. Ich danke Ihnen an 

ein individueller Akt. Gleichzeitig postulieren Religionen allge- dieser Stelle herzlich f̈r Ihr Engage- 
meine Wahrheiten. Sie beziehen sich auf die existenziellen Fra- ment im vergangenen Jahr und 
gen, haben einen umfassenden Anspruch und werden damit ẅnsche Ihnen eine besinnliche und 

Teil des gesellschaftlichen Lebens. Die Volksschule muss sich erholsame Weihnachtszeit!
dieses Spannungsfeldes bewusst sein. Sie befasst sich mit dem 

Christentum und anderen Religionen in einer allgemeinen Pers- Regierungsr̈tin Monika Knill 
pektive. Im Sinne der Glaubens- und Gewissensfreiheit vertritt sie
Chefin DEK









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