Page 2 - Schulblatt Nr. 5 2014
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Bild: Urs Zuppinger
Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser
D
er deutsche Philosoph David Richard Precht ortet bei Methoden und didaktische Konzepte lieber als unkompetent
unseren Scḧlerinnen und Scḧlern enormes Lernpo- eingesetzte Lehr- und Lernformen einer verunsicherten Lehr-
tenzial. Dabei sẗtzt er sich auf Erkenntnisse aus der
person. Und doch: Es geḧrt zur Weiter-Entwicklung der beruf-
Hirnforschung. Die Schule k̈nne mehr Lernerfolg erm̈glichen, lichen Professionaliẗt der Lehrperson und zur F̈rderung der
wenn beispielsweise die Entwicklung der Konzentrationsf̈hig- Unterrichtskultur einer Schule, dass Neuerungen reflektiert in ein
keit und das Bewegungsbed̈rfnis der Kinder und Jugendlichen neues Versẗndnis von Lernen und Unterricht einfliessen. So hat
bei der Unterrichtsgestaltung besser ber̈cksichtigt ẅrden.
sich ẅhrend der letzten zwanzig Jahren das Methodenrepertoire
vieler Lehrpersonen erweitert. Zum instruktiven, vermittelnden
Die Unterrichtsforschung zeigt einen direkten Zusammenhang Lehren sind offene Lehr- und Lernformen gekommen, in denen
zwischen der Unterrichtskompetenz der Lehrperson und der das individuelle Lernen der Scḧlerinnen und Scḧler und der
Scḧlerleistung auf. Der neuseel̈ndische Bildungsforscher begleitende Dialog mit der Lehrperson im Zentrum stehen. Das
John Hattie beschreibt beispielsweise den gezielten Einsatz von Prinzip des kompetenzorientierten Unterrichtens und Beurteilens
Lernstrategien, von kooperativen Lernformen oder eines struk- hilft dabei, den Unterricht Schritt f̈r Schritt den neuen Anfor-
turierten, auf den Lernprozess ausgerichteten Feedbacks der derungen an unsere Volksschule anzupassen. M̈ge es Ihnen
Lehrperson als Faktoren, die einen positiven Einfluss auf das gelingen, zusammen mit Ihren Kolleginnen und Kollegen im
Lernen der Scḧlerinnen und Scḧler haben.
Schulteam Neues zu wagen. Dieses Schulblatt m̈chten Sie dazu
anregen und ermutigen.
Der Fokus-Teil zeigt auf, wie die Thurgauer Volksschule mit
solchen Erkenntnissen aus der Forschung umgeht und wie sie Mit vielen guten Ẅnschen
diese im Unterricht umsetzt. Dabei kommen vor allem Lehrper- Ihr Walter Berger, Amtschef
sonen, aber auch Schulleiter und Dozenten an P̈dagogischen
Hochschulen zu Wort. Beim Lesen der verschiedenen Beitr̈ge
wird deutlich, dass sich in unseren Schulen einiges bewegt: nach
meinem Gusto nicht zu viel aber auch nicht zu wenig. Denn Ver-
̈nderungen sind nur so weit sinnvoll, als sie auch erẅnschte
Wirkung erzielen. Mir sind kompetent angewandte traditionelle