Page 2 - Schulblatt Thurgau 02 2014
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Bild: Ronja Rohrbach
Editorial
Liebe Leserin
Lieber Leser
S
elbstevaluation. Macht das nicht jede und jeder von uns Unterdessen ḧlt die Selbstevaluation zwar Einzug in die gesetz-
ganz von selbst? Ja und nein. Naẗrlich beurteilen wir uns lichen Grundlagen vieler Kantone. Sie hat aber nach wie vor einen
immer wieder selbst, halten uns den Spiegel hin, den-
schweren Stand in Bezug auf ihre Umsetzung. Denn Selbst-
ken ̈ber unser Handeln und unsere Wirkung nach. Manchmal evaluation ist keine einfache Angelegenheit. Einerseits muss
sind wir dabei auch ganz scḧn kritisch, manchmal weniger, je man wissen, wie man sich selbst evaluiert: Welche Werkzeuge
nach pers̈nlicher Veranlagung. Wozu also der Fokus auf die stehen zur Verf̈gung? Was sind die Gelingensbedingungen?
Selbstevaluation? Die Besonderheit liegt in der Selbstevalua- Was sind m̈gliche Stolpersteine? Hier hilft Ihnen der Fokus-
tion als Evaluation. Anders als die gewohnte Selbstbeurteilung teil dieses Schulblattes weiter. Anderseits muss man mit den
oder -reflexion zeichnen sich Evaluationen dadurch aus, dass sie Ergebnissen der Selbstevaluation auch umgehen k̈nnen: Wie
kriteriengeleitet sind und sich auf Daten sẗtzen. Dies gilt so- nehme ich schlechte Ergebnisse auf? Wie nutze ich sie zu mei-
wohl f̈r die Selbst- wie auch die Fremdevaluation. Eine solche nen Gunsten? Wie verhindere ich Stillstand und Langeweile bei
Perspektive hilft nicht nur beim Blick auf das Fremde, sondern allzu guten Resultaten?
auch bei der Beurteilung des eigenen Schaffens und der eigenen
Organisation.
Sich mit sich selbst zu befassen, kostet Kraft und Zeit und die
Bereitschaft zur Selbstkritik. Gut eingespielte Teams mit gefes-
Lehrerinnen und Lehrer, Schulleiterinnen und Schulleiter, Mitglie- tigten und akzeptierten F̈hrungsstrukturen tragen zur gegen-
der von Schulbeḧrden und der kantonalen Verwaltung verfolgen seitigen Sẗrkung bei. Manchmal fordern die Ergebnisse einer
letztlich ein gemeinsames Ziel: Alle Scḧlerinnen und Scḧler Selbstevaluation aber auch Hilfe von aussen. Z̈gern Sie in
sollen Zugang zu qualitativ hochwertigen und angemessen auf solchen Situationen nicht, vom Know-how von Kolleginnen und
ihre individuellen Bed̈rfnisse angepassten Lerngelegenheiten Kollegen oder von den beẅhrten Beratungsangeboten des
erhalten. Wollen wir diesem umfassenden Qualiẗtsanspruch ge- Amts f̈r Volksschule zu profitieren.
recht werden, sind der Blick auf die eigene Arbeit – sei es nun
eine pers̈nliche Reflexion oder eine datengesẗtzte Selbsteva- Befassen Sie sich mit sich selbst und Ihrem Handeln! Und nut-
luation – und die damit verbundenen Fragen essentiell: Was sind zen Sie die Erkenntnisse zu Ihrem eigenen Wohl und zum Wohl
unsere Sẗrken? Wo k̈nnen wir uns verbessern? Wo m̈ssen Ihrer Scḧlerinnen und Scḧler. Ich ẅnsche Ihnen positive Er-
wir uns anpassen? Selbstevaluationen bieten sich daf̈r als n̈tz- fahrungen und einen produktiven Prozess!
liches Hilfsmittel an. Es lohnt sich, anstelle einer intuitiven Be-
trachtung f̈r einmal mit Umfragen, Frageb̈gen usw. zu arbeiten. Ihr Walter Berger, Amtschef
In Erg̈nzung zum subjektiven Blick zeichnet die Selbstevaluation
ein neues Bild Ihres Unterrichts und Ihrer Schule. Dabei geht
es nicht darum, welcher Blickwinkel (der subjektivere oder der
vermeintlich objektivere) richtiger ist, sondern darum, Ihre Schule
und Ihren Unterricht von allen Seiten zu beleuchten und die n̈ti-
gen Schl̈sse daraus zu ziehen. Seit vielen Jahren betonen die
Verb̈nde LCH und VSLCH die Wichtigkeit der Selbstevaluation.